Geschichten aus einer absurden Welt
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Content Warning: Gewalt, Tod
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Wir lassen uns gehen ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, von denen manche erfreulich sind, viele sehr düster und einige surreal. David Schalko entwirft eine Welt, in der vieles verkommt: Ob das Leben des widerwärtigen Moderators, der alles verliert, ein überkritischer Gastrokritiker, dem etwas fehlt, oder die nicht stattfindende Revolution der Faulen. Einem Tennislehrer, der im Leben nichts wirklich hinbekommen hat, wird die Fähigkeit verliehen, drei Sekunden in die Zukunft zu sehen. Daraufhin „wandert [er] durch sein Leben wie durch einen Film, den er bereits kennt“ und bemerkt, dass das weder schön noch hilfreich ist. Eine Frau hat ein merkwürdig verlaufendes Date mit einem Einarmigen. Männer, die glauben, sie seien Jesus, treffen sich jährlich an Weihnachten, bis dieses Treffen in einem Jahr schiefgeht.
Schräger Humor und ungefilterte Sprache
Die neunzehneinhalb Erzählungen sind sehr unterschiedlich und warten immer wieder mit unerwarteten Wendungen auf. Dadurch ist die Sammlung unterhaltsam zu lesen, auch wenn man nicht selten von einem verstörenden Detail zum nächsten treibt. Was die meisten Erzählungen gemeinsam haben, ist, dass die Hauptpersonen leider fast ausschließlich Männer sind. Frauen, kommen, wenn überhaupt, als farblose Randgestalten vor. Etwas mehr weibliche Protagonist*innen hätten das Buch meiner Meinung nach noch interessanter und abwechslungsreicher gemacht. Wenn man sich auf den schrägen Humor des Autors einlässt, macht es dennoch Spaß, sich von dem Buch überraschen zu lassen. Schalko arbeitet viel mit Dialogen, die Sprache ist direkt und ungefiltert, wodurch man als Leser*in mitten im Geschehen ist. Auch wenn die einzelnen Erzählungen nicht zusammenhängen, entsteht über die Geschichten hinweg das Bild einer absurden, surrealen Welt, in die man sich gerne mitreißen lässt, aus der man aber auch gerne wieder auftaucht.
von Elly Winter
David Schalko
Wir lassen uns gehen
Kiepenheuer & Witsch 2023
208 Seiten
12,00 Euro